Die Korkeiche und der Ernteprozess

Wo wachsen Korkeichen?

Die wichtigsten Korkeichenwälder der Welt finden sich in Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien und Nordafrika. Es ist das Mikroklima und die Bodenarten dieser Regionen, die Korkeichen wachsen und gedeihen lassen, welche als primäre Rohstoffquelle für die Korkindustrie dienen.

Heute kommt mehr als die Hälfte des weltweiten Korkrohstoffs aus Portugal. Obwohl Korkbäume auch in einigen anderen Gebieten der Welt in begrenzten Mengen angebaut werden, ist nur Kork, der aus dem Mittelmeerraum geerntet wird, von einer Qualität, die für die Herstellung von Naturkorken geeignet ist. Ein interessantes Beispiel für dieses beschränkte regionale Wachstumsphänomen kann in Kalifornien in den USA beobachtet werden. Vor einigen Jahren importierte ein amerikanischer Unternehmer Korkeichen aus Portugal und pflanzte sie an verschiedenen Orten im ganzen Land. Er war überzeugt davon, dass das Klima von Kalifornien dem von Portugal ähnlich ist, die Bäume gut in Kalifornien wachsen und schließlich als Rohmaterialquelle für die Produktion der Weinkorken zu den kalifornischen Weinkellereien dienen würden.

Obgleich die Bäume dort gedeihen und in der Tat viele noch heute wachsen, entwickelte sich die Korkrinde an den kalifornischen Bäumen vollkommen anders als man es von ihren europäischen Geschwistern gewohnt war. Sie entwickelten eine harte, holzige Rinde, die für die Produktion von Korkprodukten vollkommen unbrauchbar ist. Selbst minimale Klima- und Bodenunterschiede bewirken, dass handelsfähige Korkeichen außerhalb der traditionellen geografischen Gebiete nicht angebaut werden können. Der genaue Niederschlag, die Windverhältnisse und der Boden des Mittelmeerraums sind erforderlich, damit Korkwälder gedeihen können.

Waldbrände und die Korkeiche

Nicht nur sind Korkeichen wichtig für die Fauna und Flora der Regionen, in denen sie wachsen. Und nicht nur sind die Bäume eine Quelle für nachwachsenden Rohstoff für die Korkindustrie. Die Korkeichen sind auch selbsterhaltend. Viele große Waldbrände verwüsteten die Mittelmeerregionen im Laufe der Jahre im Umfang von tausenden von Hektar, die von den Flammen geschwärzt wurden. Kiefern und Olivenhaine, Eukalyptusbäume und sogar Weinberge wurden verbrannt und zerstört, und bedurften jahrelanger Erholungsphasen.

Korkeichenwälder sind zwar nicht immun gegen diese massiven Feuer. Allerdings fungiert die Korkrinde an diesen Bäumen als natürlicher Schutzschild gegen die heiße mediterrane Sonne und die salzigen und sandigen Winde, welche vom Meer über die trockenen Gebiete wehen. Die lodernden Feuer, welche Ländereien, Felder und Wälder versengen, zerstören normalerweise nicht die Korkeichen, da Mutter Natur die Korkeichen mit feuerbeständiger Rinde ausstattete, wodurch die Bäume vor totaler Zerstörung geschützt sind.

Obwohl die unmittelbare Umgebung von Korkeichen sowie auch die Blätter der Eichen selbst durch Waldbrände beschädigt werden, überleben die Korkeichen dank der schützenden Korkrinde und kehren in kürzester Zeit zum vollen Wachstum zurück. Wie könnte man die isolierende Haltbarkeit von Kork und seine schützenden Eigenschaften besser veranschaulichen?

Wie wird Kork geerntet?

Bei der Korkernte muss die Rinde vorsichtig vom Stamm gelöst werden. Dies ist eine äußerst heikle Aufgabe, die durch das Fachwissen der Korkerntehelfer einfach aussieht. Diese erfahrenen Personen verwenden eine Machete, um die Rinde in Abschnitte zu schneiden (je größer der Abschnitt, desto besser) und dann verwenden sie einen Metallkeil, um diese Abschnitte von den Bäumen zu schälen. Obwohl dies eine sehr anstrengende Arbeit ist, herrscht dabei immer auch große Sorgfalt, um die sehr dünne Rinde nicht zu beschädigen.

Das liegt an der hautähnlichen Membran, die zwischen der Rinde und den inneren Stämmen eines jeden Baumes gefunden wird. Wenn diese Membran beschädigt wird, würde sie den Baum schwächen und vielleicht töten. Es ist diese Membran, die die Nahrung für die Korkbäume zur Verfügung stellt. Um das Erntedatum zu registrieren und um sicherzustellen, dass die Bäume nicht wieder geerntet werden, bevor die zulässigen neun Jahre Regenerationszeit vergehen, nachdem die Rinde von den Bäumen geerntet wurde, wird die letzte Zahl des Jahres, in dem der Baum zuletzt geerntet wurde, eingraviert.

Jeder Baum ist also eine Quelle erneuerten Rohstoffs. Der Kork wird immer wieder von denselben Bäumen geschnitten. So liefert eine Korkeiche im Laufe vieler Generationen Kork für etwa 200 Jahre. Eine Korkeiche erreicht ihre Hochzeit etwa mit 80 Jahren, und kann pro Ernte bis zu 200 kg Korkrinde produzieren. Das ist ausreichend Rohstoff für die Herstellung von ca. 25.000 natürlichen Weinkorken. Obwohl die meisten Korkeichen nur etwas größer sind als Olivenbäume gibt es auch Ausnahmen. Der Weltrekord wurde im Jahre 1889 von einer Korkeiche in Portugal aufgestellt, welche rekordverdächtige 1755 kg Korkrinde in einer Ernte lieferte.

Schutz von Korkbäumen

Korkwälder werden sorgfältig überwacht und gepflegt. Im Gegensatz zu häufig verbreiteten Gerüchten ist die Gesundheit und Nachhaltigkeit der Korkeiche gut und stark. In der Tat gibt es heute mehr Korkbäume als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren. Es ist wahr, dass es im Portugal der 1970er Jahre einige schwierige Erntephasen gab, welche auch durch fehlerhafte Verwaltungsentscheidungen von Seiten der Umweltbehörde verursacht wurden. Nach der Revolution in Portugal wurden viele der großen Korkwaldbestände von der neuen linken Regierung verstaatlicht. In ihrer fehlerhaften Weitsicht teilte die neue Regierung die Wälder in Kleingärten und ernannte loyale Bauern, sich um bestimmte Abschnitts des Landes zu kümmern.

Diese neuen Grundbesitzer wussten nichts von den Anforderungen einer guten Waldbewirtschaftung und unter ihrer erzwungenen Pflege wurden die Qualität und die Erträge des Korks ernsthaft belastet. Glücklicherweise wurden die Wälder schließlich den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben; zu diesem Zeitpunkt war der Schaden jedoch schon entstanden und musste erst mühsam wieder behoben werden. Es dauerte zwei volle Ernten (18 bis 20 Jahre) und bedurfte einer Menge von Reparaturen durch eine ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung, bevor die Bäume sich erholt hatten und ihre Erträge wieder auf das normale Niveau stiegen.